Johnson Strat


Es war als Experiment gedacht, denn ich wußte zunächst nichts über diese Gitarre. Da ich mich mal mit einer Strat beschäftigen wollte und nicht gleich tausend Euro ausgeben wollte kam ich zu diesem Instrument. Offensichtlich wurde hier gutes Holz verwendet und nach allem Anschein ist die Gitarre gut verarbeitet, Aber da mußte es doch einen Haken geben...???

Die Gitarre nennt sich "Original Johnson Strat Copy JS N Natur" wobei der Widerspruch im Namen "Original" und "Copy" (was denn nun ?) ja schon etwas merkwürdig ist. Sie stammt aus dem Jahr 2002 und ist eine der früheren Gitarren der Firma Johnson.

Der Korpus ist aus einem 3 teiligen Erleholz und mit einer ordentlichen klaren Lackschicht versehen. Das ist schon einmal etwas Besonderes. Selbst bei Fender findet man 5 teilige Korpusse. Das muß nicht unbedingt schlecht sein, aber nun ja... Das Schlagbrett ist aus dreilagigem Kunststoff. Ich mag diese etwas teureren Abdeckungen, die sich nicht so schnell verwerfen wie die bei den 50'er Strats. Auch hier wundert man sich über die "gehobene" Ausstattung.
Body
Die Tonabnehmer von EMG sind waschechte Singlecoils, die in den Zwischenstellungen phasenvertauscht verdrahtet sind. Sie klingen nach etwas mehr Dampf als die Originalen und sind deshalb sicher etwas mehr für Rock geeignet als für den reinen Clean-Sound. Der Ton springt einem nicht so schnell ins Ohr wie beim Original. Der Schalter macht auch nach einem halben Jahr noch keine großartigen Geräusche.

Der Sound ist insgesamt der, den man von einer Strat erwartet.. oder besser: "erhofft" denn viele billig Strats machen einfach nur irgendein Geräusch das man wohl einer Gitarre zuordnen kann, mehr aber auch nicht. Vollkommen anders hier: Die Klampfe klingt verdammt professionell und mit dem richtigen Verstärker steht sie den teuren Strats in nichts nach. Der Anschlag ist perkussiv und druckvoll und geht in die Richtung Rock.
Der Ahorn- Hals ist einteilig mit einen Griffbrett aus Palisander. Er hat die klassische besondere Form, so daß sich jeder sofort zu Hause fühlt der einmal eine Strat in der Hand gehalten hat.
Von hinten ist ein Nußbaumstreifen eingelegt genau wie bei den teuren Originalen. Das ist grade bei günstigen Gitarren etwas Besonderes.
Am beeindruckendsten aber ist die Qualität der Verarbeitung. Der Hals ist quasi saugend in den Korpus eingearbeitet, was dem Sustain zu Gute kommt. Selbst bei der American Standard von Fender passt hier und da ein Streifen Papier dazwischen. Das ist hier nicht der Fall. Dabei ist die Fräsung so präzise eingearbeitet, dass der Hals optimal in seiner Position verharrt. Ein großes Lob also an dieser Stelle an die Erbauer, die ihr Handwerk an den entscheidenden Stellen wohl verstehen.
Hals
Die Saitenlage wurde von mir noch etwas nach unten korrigiert werden. Die Tiefeneinstellung der Pickups habe ich auch noch etwas verändert.

Am Anfang war das Spiel etwas hart, nach einigen Stunden waren die Bundstäbchen aber schon so wie sie sein müssen und auch Flitzefinger grasen das Griffbrett nun von oben nach unten. Wer hätte das gedacht ?!

Die geschlossenen Mechaniken lassen sich gut bedienen. Normalerweise achte ich auf diesen Teil der Technik auch nicht mehr wenn ich weiß das es funktioniert, sondern ärger mich eher wenn es nicht funktioniert. Diese Wirbel lassen sich mit dem Schraubendreher auch etwas nachjustieren. Auf jeden Fall muß man sie nicht austauschen. Sie funktionieren auch nach Jahren noch hervorragend.

Die Stimmstabilität ließ nur am Anfang noch sehr zu wünschen übrig. Heute ist Sie besser als die von der amerikanischen Strat.

Das Tremolo System habe ich sofort raus geschraubt. Brauch ich nicht. Ich hab es am Anfang ein einziges mal ausprobiert. Die Federn sind von Werk ab schon stark angezogen, so dass die Bridge stark auf den Korpus gepresst wird. Das kommt wiederum dem Sustain zu Gute.
Die Verarbeitung ist wirklich gut bis sehr gut.
Ich dachte damals eigentlich dass ich einfach nur eine günstige Strat gekauft hätte, aber diese Johnson Strat ist ein echter Geheimtipp.

Fazit: Das Ding macht einfach Spaß ! Ich habe keine negativen Seiten feststellen können, die ausschlaggebend sind das Ding als "nicht gut" zu betiteln. Ein Anfänger sollte sich die Gitarre aber von einem erfahrenen Gitarrenspieler erst einmal einstellen lassen. Die Gitarre ist klanglich nicht schlechter als sein Original, sie ist einfach nur einen Tick rockiger und heißer. Dem ein oder anderen könnte das vielleicht sogar besser gefallen. Heute kann man so eine Gitarre leider nicht mehr neu kaufen und das ist mal wirklich schade. Sollte man so eine Gitarre mal gebraucht angeboten bekommen, gibt´s nur eins: Sofort kaufen !

Auch nach einigen Jahren ist die Gitarre nicht schlechter geworden. Im Gegenteil: Das Holz läßt nach über zehn Jahren ausgewogene Schwingungen zu. Ich mußte jedoch feststellen welches Glück ich bei dem Erwerb hatte als ich mal zufällig eine Zweite in einem Laden um die Ecke fand, allerdings mit einem anderen geschwungenem Schriftzug. Mechaniken, Holzqualität usw. waren mit meiner Gitarre nicht zu vergleichen. Die Qualitätsschwankungen scheinen doch sehr hoch zu sein. Diese hier ist einfach nur klasse und auch mit den original Fender "aged white Pickup Covers" macht das Instrument eine noch bessere Figur.
Johnson Stratocaster

aged white

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 Johnson Strat Mechaniken