Absolute / Relative Genauigkeit / Pro ENGINEER
By giatsc 07. August 2002, 16:20

Hallo zusammen!

Kann einer von Euch (relvanten) Experten, der sich gerade berufen fühlt, mir hier mal eine kleine "Doktorarbeit" zum Thema absolute und relative Genauigkeit mit möglichst allen Vor- und Nachteilen posten?

Ich weiss, es gibt im Zusammenhang mit anderen Themen einige Beiträge zu diesem Thema.
Aber einerseits sind diese rel. alt oder wiedersprüchlich oder unvollständig.

Wir arbeiten momentan mit rel. Genauigkeit, und möchten ev. auf absolut wechseln. Wir hören da aber ein paar Horrorstorys dazu - auch von PTC - so wegen Misch-Baugruppen Modellgrösse, usw.

Bin jetzt 6 Jahre in diesem Business, kann aber zu meiner Schande immer noch nicht klar Auskunft geben, wenn diese Thematik auf den Tisch kommt.

Also ehlers, manfreds, sadolfs, luckys, cwillmans, beingodiks, anagels, sonjas 1 und 13, stahls und wie ihr alle heisst:
Lasst mich nicht hängen!

By manuki 07. August 2002, 17:56

Hallo Thomas,

wie bei einer richtigen Doktorarbeit üblich, ist der Inhalt geklaut ;-)
Im Anhang findet Du das meines Wissens ultimative Dokument von PTC zum Thema Genauigkeit.

Gruss, Manuel

By Geometriefehler 07. August 2002, 18:02

Hi giatsc,
ich kann dir nur sagen,daß ich ausschließlich mit der absoluten Genauigkeit arbeite.

relative Genauigkeit:bei selbst erstellten parts kein Problem

absol.Genauigkeit   :bei Importdateien ratsam-bessere                     
                     Reperaturergebnisse;
                     kann Probleme bei kurzen Kanten geben sprich
                     Geometriefehler;
                     bei nc-Bearbeitung weniger Probleme;
                     muß auf Modellgröße abgestimmt sein

und von PTC:
Mit absoluter und relativer Genauigkeit arbeiten
Relative Genauigkeit wird angegeben als Bruchteil der längsten Diagonale eines das Modell umspannenden Quaders (Standardwert ist 0.0012).

Absolute Genauigkeit verbessert das Zusammenpassen von Modellen unterschiedlicher Größe oder Genauigkeit (z.B. bei importierten Modellen, die auf einem anderen Programm erzeugt wurden).

Sie vermeiden Probleme beim Hinzufügen neuer KEs zu einem Modell, indem Sie das Referenzmodell vor dem Hinzufügen weiterer Bauteile auf absolute Genauigkeit einstellen.

Absolute Genauigkeit ist in folgenden Situationen nützlich:

·   Beim Kopieren von Geometrie aus einem Spritzgußwerkzeug in ein anderes mit Basisbefehlen wie z.B. Verschmelzen (Merge) und Ausschneiden (Cutout).

·   Beim Konstruieren von Modellen für die NC-Bearbeitung und Spritzgußkonstruktion.

·   Beim Anpassen der Genauigkeit importierter Geometrie an das Zielmodell.

so,das war zwar keine Doctorarbeit,aber mehr weiß ich nich......
upps,war da jemand schneller?!
                

By lucky2k 07. August 2002, 18:18

Hi,

wir arbeiten mit absoluter Genauigkeit 0.25 mm.

Nachteile bei relativer Genauigkeit:
- Die "Auflösung" von Pro/E hängt von der Teilegrösse ab.
->Das kann zur Folge haben, daß plötzlich manche Elemente nicht mehr laufen, die vorher problemlos funktioniert haben, nur weil jemand im Einfügemodus am Anfang des Teils ein paar grosse Flächen reingebastelt hat, die die Teilegrösse (Raumdiagonale) aufblasen.
- Bei Merge/Cut Out sollten die beteiligten Teile möglichst ähnliche (absolute) Genauigkeiten haben.
Beispiel: Ein Streichholz soll aus dem Baikalsee ausgeschnitten werden 
-> Wenn Du relative Genauigkeiten verwendest, hat das Referenzteil (Streichholz) eine Genauigkeit von z.B. 30mm*0.0012 = 0.036 mm
der Baikalsee hat eine Genauigkeit von z.B. 10000000*0.0012 = 10m
Die logische Folge ist, daß der Cut Out nicht läuft 

Eine nachträgliche Änderung der Genauigkeit (egal ob absoluter Wert oder von relativ auf absolut) ist bei einigermassen komplexen Teilen stets mit erheblichem Aufwand verbunden.

Ich würde euch empfehlen, die Startmodelle auf absolut 0.01 (hängt von der durchschnittlichen Teilegrösse ab) zu stellen und alle neuen Projekte durchgängig mit absoluter Genauigkeit zu modellieren.

By sadolf 08. August 2002, 02:06

Hi Thomas,
vielen Dank für die Lorbeeren! 
Auch wir arbeiten seit ihrer Einführung mit absoluter Genauigkeit von 0.02, da deren Einbringung in ProE, meines Wissens sehr stark durch uns getrieben wurde und viel Zeit und Mühe gekostet hat.

Warum braucht man eine Absolute Genauigkeit? Hier passt Luckys mathematische Erklärung (Baikalsee/Streichholz) sehr gut.

Die meisten Probleme traten bei Baugruppenoperationen mit Merge-KEs auf (Die bei unseren simplen Zylinderköpfchen o.ä. häufiger in Gebrauch waren.) Hier läuft man selbst bei geringen Größenunterschieden in den Raumdiagonalen aber filigranen Geometrien sehr schnell an den Poller.
Der Workarround davor war die "künstliche Bounding Box" - alle Komponenten der Baugruppe bekamen einen gleich großen Flächenwürfel, der garantiert größer war, als die größte Komponente.
Daher also auch die Empfehlung von PTC (siehe Manuki) absolut bei Casting oder Molddesign, hier werden die Referenzteile nämlich ins Rohteil verschmolzen (wegen Assoziativität trotz Schwindung).

Ein weiterer Aspekt ist der Import aus anderen Systemen. (siehe Geometriefehler)
Catia V4 verwendet z.B. sogenannte Bauräume (1 Meter, 2m, 8m, ...) denen entsprechen die absoluten ProE-Genauigkeiten von 0.01mm, 0.02mm, 0.05mm, ... (Jetzt weißt Du auch, in welchem unsere Catia-Leute arbeiten.)

Was passiert eigentlich bei absoluter Genauigkeit? Auch dies kann man sich aus Luckys Dreisatz herleiten:
Raumdiagonale * relative Genauigkeit= absolute Genauigkeit
soll heißen ich gebe die relative Genauigkeit als Variable frei, die sich bei Änderungen der Raumdiagonale = Modellgröße anpasst.

Welche KEs beeinflussen die Raumdiagonale?
Laut erfahrenen PTC-Mapkey-Göttern beeinflussen Koordinatensysteme diese nicht!!! Relevant sind aber auf jeden Fall DTMs. Wer also im Startpart seine üblichen CS-default und die 3 Default-DTMs hat und in 2m Entfernung eine Schraube M6x25 konstruiert, treibt damit seine (intern immer vorhandene) relative Genauigkeit und damit Regenerierungszeit sinnlos in die Höhe. Daher die Empfehlung in den Templates die 3 Startebenen über Default_Offset (Abstand 0.0) zu erzeugen und nicht nur über Default. Anschließend diese Ebenen zur eigentlichen Geometrie hinschieben. Soll helfen. (Eine Quelle, die ich nicht wage in Zweifel zu ziehen.)

Möge die Genauigkeit mit Dir sein.

By patrik_staedtler 08. August 2002, 07:48

Hallo zusammen,

sollte sich Thomas für absolute Genauigkeit entscheiden bleibt natuerlich die Frage welche. Gibt es dazu gute Anhaltspunkte? Wir haben 0.005 da unsere Teile auch nicht viel groesser als 300 mm werden.

Patrik

By Huebl 08. August 2002, 08:31

Hi giatsc

Also aus allen schon genannten Gründen verwenden auch wir schon seit geraumer zeit die absolute Genauigkeit, denn bei uns haben wir zum Teil doch sehr große Körper (z.B. ein Hammergehäuse von ca 20m) aber darin auch sehr kleine KE's (Fasen, Nuten, Rundungen usw.). Bei der rel Genauigkeit sind diese nicht mehr regenerierbar. Aber mit einer absoluten Genauigkeit läuft es rund. Allerding muß man zur Einstellung der absoluten Genauigkeit die unterhalb der einstellbaren vorgegebenen systemgröße ist die config.pro option <accuracy_lower bound setzen> (bei uns auf den Wert 1e-6), damit ist dann eine Genauigkeit von 0.01 einstellbar.

Welche Genauigkeitswert für Euch der richtige ist werdet Ihr dann auch schnell mitbekommen.

Viele Grüße von der Wasserkante

By anagl 08. August 2002, 17:52

Hallo Thomas, Danke für die Blumen, im Urlaub gut Energie getankt um neue Themen anzugehen.
Wir arbeiten auch mit 0.01 absolut. Der Vorteil schlug vor allem im NC-Bereich durch.
Es gibt sicherlich noch Teile, die immer noch die alte relative Genauigkeit haben; eine Umstellung der Genauigkeit kann wie lucky2k sagte ganz schön aufwendig sein.
Ich bin mir nicht sicher ob nicht viele erzählte Probleme der Misch-Baugruppen Modellgrösse schon ausgestanden sind (Software ist beim Kunden gereift)

Bei der der Standard relativen Genauigkeit gab es eigentlich nur Probleme bei 3 m großen Blechteilen mit kleinen Biegeradien und Sicken

Was mich bei der ganzen Dikussion ein bischen irritiert ist, dass es außer der Performance (Sadolf hat das Super erklärt!!) keinen Nachteil für die absolute Genauigkeit geben soll.
Haben wir was übersehen ??
Also keine Doktorarbeit sondern eher mehr Fragen 

By tolub 13. August 2002, 12:59

Hallo zusammen,
wir nutzen für Kunststoffteile absolute Genauigkeit 0,001.
Ist es nicht im Vorteil die Genauigkeit eine Stufe höher zu setzen, als die Bearbeitung (z.B. für NC-Bearbeitung 0,01-> 0,001)?

tolub

By patrik_staedtler 13. August 2002, 16:16

Hallo tolub

wenn Du mit ProNC arbeitest sollte die Genauigkeit durchgängig gleich sein. Sonst gibt es grosse Probleme bei den mfg's. Das gleiche gilt für ProMold falls Du damit arbeitest.

Patrik

By Beere 14. August 2002, 20:26

  in die Runde....

..ich hab da mal in meine Unterlagen genau nachgeschaut 

Nebst der Skizze im Anhang ahb ich folgende Stichpunkte zum Thema gefunden:

Wenn a <= abs. Genauigkeit, dann ist das für Pro/E nur noch 1 Punkt.
Wenn b <= abs. Genauigkeit, dann ist die Linie mit der Länge "0" für Pro/E den Fehlerbehebungsmodus zu beanspruchen


Kurze Kanten gibts unter Analyse/Modellanalyse/kurze Kante
Bei der Eingabe "0" sollte die kürzeste Kante gezeigt werden...ein nicht sehr vertrauensvoller Wert nach Aussage des Trainers.....

Die Geometrieprüfung wird aktiv, wenn die kleinste Kante kleiner 10x eingestellte Genauigkeit ist....

Die rel. Genauigkeit ergibt sich: rel.Genau = WERTxRaumdiagonale/12

Gruß
Andreas


P.S. wußtet Ihr das Pro/E die einzige Software ist, die ich kennen , mit der man relativ genau arbeiten kann...... 

[Diese Nachricht wurde von Beere am 14. August 2002 editiert.]

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